Monascella - Monika Mann und ihr Leben auf Capri by Kerstin Holzer

Monascella - Monika Mann und ihr Leben auf Capri by Kerstin Holzer

Autor:Kerstin Holzer [Holzer, Kerstin]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Biografie
ISBN: 9783423446679
Herausgeber: dtv


Der Felsen der Existenz

Kurz vor Mitternacht des 17. September 1940 erschüttert ein heftiger Schlag das Schiff, als sei es gegen etwas aufgefahren. Monika Mann-Lányi hat in der Kabine der »City of Benares« geschlafen, jetzt schreckt sie auf. Ihr Mann Jenö Lányi hat bis eben noch im Salon das »Wohltemperierte Klavier« von Bach gespielt. Jetzt hastet er in die Kabine. Die Alarmglocke schrillt.

Die beiden schlüpfen in ihre Regenmäntel und nehmen nichts mit, dazu reicht die Zeit nicht, sie müssen sofort ins Rettungsboot. Es gibt nicht genug, viele sind durch den Torpedobeschuss zerstört worden, also drängen viel zu viele Passagiere in viel zu wenig Boote, »wir fielen alle auf den Grund des Meeres fast, weil wir zu viele waren, auch waren die Seile kaputt. Es war ein wahnsinniges Geschrei gewesen von der Mannschaft, schwarze Mannschaft, sie hat nichts als geschrien – und als wir wieder heraufkamen, schrien wir so gut es ging, nahe am brennenden Schiff, wir hatten Petroleum geschluckt und waren zerschlagen und suchten nach etwas zum Anhalten, wir riefen einander, ich hörte seinen Ruf, dreimal, und dann nichts mehr.«

Monika klammert sich fest, an einem »Floß oder Holz, an dem Stück Boot«, mit »unendlich« kalten Händen. Bringen Sturm und Wellen das Rettungsboot, beschädigt und ohne Boden, zum Kippen, wie sie es erzählt, oder steht es voll mit Wasser, wie es ein Zeitzeuge erinnert? Es ist unklar. »Die Wellen haben mich ganz zugedeckt, sie kamen wie schwarze Gebirge auf mich los – tote Kinder gab es, von Schreck und Kälte getötet, und Durst – ja der Durst! –, und sie schwammen wie Puppen herum – es hatte in Strömen geregnet, dann kam der Mond, jetzt schwammen die Kinder auf den schwarzen Wellen im Mondschein.« Monika erbricht sich, hat keine Stimme mehr, hält sich weiter fest. Zwanzig Stunden lang harrt sie aus, dann kommt Rettung: ein englisches Kriegsschiff. Es überleben nur 19 von 92 kriegsverschickten Kindern und nur 140 Erwachsene. Jenö Lányi ist nicht dabei. In all den Stunden nach seinem dritten, schon schwachen Ruf muss Monika gewusst haben: Er ist ertrunken.

An Bord des englischen Zerstörers erhält Monika Whiskey und Pillen, wird mit Rührei und heißem Kaffee gefüttert, schläft ein, schreit nach ihrem Mann, weint und wird mit den anderen Überlebenden nach Schottland in ein Krankenhaus gebracht.

Thomas Mann und Katia erfahren in den USA zunächst vom Untergang »eines englischen Kinder-Schiffes« und laut Thomas’ Tagebuch erst danach, dass »Moni und Lanyi auf dem torpedierten Schiff waren, der Mann tot ist und Moni sich in einem Hospital in Schottland befindet (in welchem Zustande?!), von wo Erika sie abholt. Sie scheint also transportfähig. – Grauen und Abscheu. Erbarmen mit den gebrechlichen Kind. – Nicht gearbeitet.« Am Abend geht es stimmungsmäßig schon wieder. Thomas Mann besucht eine Film-Preview, in »Smoking-Toilette«: »Harmloses Vergnügen, ein paar charmante Einfälle, konnte lachen.«

Erika Mann, noch immer Kriegsreporterin in England, fährt nach Schottland und kümmert sich um den Transport Monikas nach Amerika zu den Eltern, wo soll sie sonst hin. Erika schreibt an Katia, »Ach, Frausüsfrausüsi«, über die »viehische Missetat«. Worüber sie sich



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